Wann palliativ?
Palliative Versorgung - Palliative Care ist ein ganzheitliches, interdisziplinäres Konzept zur Versorgung schwerstkranker Menschen und Sterbender.
Die Definition der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) lautet folgendermaßen:
Die Palliativmedizin widmet sich der Behandlung und Begleitung von Patienten mit einer nicht heilbaren, progredienten und weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung.
Dabei geht es nicht mehr um die Verbesserung oder Wiederherstellung der Körperfunktion, sondern um den Erhalt der Lebensqualität und um eine Vorbeugung und Linderung von Leiden.
Die Palliativmedizin bejaht das Leben und sieht das Sterben als einen natürlichen Prozess.
Nach Ingeborg Jonen-Thielemann gibt es verschiedene Phasen in der letzten Lebenszeit. Hier stehen die verbliebenen möglichen Aktivitäten und die geschätzte Lebenszeit im Fokus.
4 Phasen nach I. Jonen-Thielemann
- Rehabilitationsphase: Weitgehend normale Teilnahme der Patient:innen am gesellschaftlichen Leben
- Präterminalphase: Das normale aktive Leben wird immer eingeschränkter
- Terminalphase: Die Handlungsfähigkeit ist beeinträchtigt, die Symptome können oft wechseln, Zeichen wie veränderte Atmung deuten auf Nähe zum Tod hin, innerlicher Rückzug findet statt
- Finalphase / Sterbephase: Bewusstsein ist auf Innenwelt gerichtet, der Mensch liegt im Sterben
Die Logopädie kann sich mit ihren Handlungsfeldern Sprache / Sprechen, Schlucken und Stimme in den verschiedenen Phasen essentiell in die Therapie einbringen. Kommunikation, Essen und Trinken, Atmung bedürfen der Begleitung durch ausgebildetes Fachpersonal. Ziel ist dabei stets die Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags, also dem Erhalt der Lebensqualität in der jeweiligen Lebensphase der Betroffenen.
Logopädische Expertise u.a. :
- Anwenden von Kommunikationsstrategien, um die eigenen Bedürfnisse und Wünsche ausdrücken zu können
- Kostanpassung und Sicherung der Ernährung
- Sicheres Schlucken im Rahmen der Erkrankung
- Atemtherapie
- Beratung der Patient:innen und ihrer Angehörigen
Begleitende logopädische und rehabilitative Therapie
Das Wohlbefinden der Betroffenen steht im Zentrum der begleitenden logopädischen Therapie. Die ausführliche Gesprächsführung ist ein bedeutender Aspekt im palliativ-logopädischen Setting und dient der Entlastung von Patient:innen und deren Familien. Die logopädische Therapie ist hier keine kurative Therapie, sondern eine begleitende Therapie.
Doch neuere Entwicklungen legen den Fokus auch auf ein rehabilitatives Verständnis in Palliative Care: Nicht versorgen, sondern befähigen!
Patient:innen und Angehörige werden in eine aktive Rolle versetzt, so lange wie möglich selbstbefähigt und von anderen unabhängig leben zu können. Mit dem Potenzial eines jeden Menschen arbeiten, um die Selbstidentität zu fördern, soziale Teilhabe zu ermöglichen, Ängste zu lindern - das ist das Ziel.
Literatur:
Cordula Winterholler, Palliative Logopädie - Band 1, Einführung, Grundlagen, Fallbeispiele, Wiesbaden: 2020.
Rainer Simader - Leiter des Bildungswesens Dachverband Hospiz Österreich, Vorstandsmitglied der Österreichischen PalliativGesellschaft (OPG) und Leiter der AG "MTD-Berufe" - Befähigen oder versorgen? Das ist hier die Frage, https://www.hospiz.at: 2023.