Logopädie  Palatina

 "Erfahrung ist verstandene Wahrnehmung" (Immanuel Kant)

 

Angehörige   von   Palliativpatienten


Ein bedeutender Aspekt der begleitenden logopädischen Therapie in der Palliativen Versorgung ist die Angehörigenarbeit

Beratung und Information von Angehörigen finden hier stets im Sinne des Betroffenen statt. Eine lebensverkürzende Erkrankung betrifft immer auch die Bezugspersonen, das familiäre Umfeld, das soziale System, in dem der Erkrankte lebt.


Palliative Logopädie

Dabei treten Ängste und Unsicherheiten auf. Die Logopädie kann hier in ihren Behandlungsfeldern tätig werden durch:


  • Vermittlung von Wissen über die Erkrankung, d.h. durch grundlegende Informationen über das Störungsbild zur Aufklärung beitragen.
  • Einschätzen der Situation und realistische Darstellung des möglichen weiteren Verlaufs
  • Miteinbeziehen des engen Umfeldes durch Anregungen und Anleitung zur Unterstützung der Therapie im Alltag
  • Hilfen und Strategien im Umgang mit den Betroffenen und den entsprechenden Störungsbildern


Bewältigung des Alltags

Gerade bei den die Logopädie betreffenden Behandlungsfeldern wie Kommunikation und Schlucken tragen Therapeut:innen mit ihrer Beratung, mit Anregungen und der wichtigen Hilfe zur Selbsthilfe dazu bei, dass enge Bezugspersonen eine Entlastung erfahren können. 

Die Zielsetzung in der Unterstützung von Angehörigen liegt dann auch darin, nicht nur den Betroffenen für die für ihn passende Bewältigung des Alltags zu befähigen, sondern eben auch die engen Bezugspersonen mit einzubinden und einzubeziehen.

Um logopädische Therapien erfolgreich gestalten zu können, ist es umso bedeutsamer, eine Atmosphäre des Miteinanders, der Kooperation und der Wertschätzung zu etablieren. Dies ist Voraussetzung, um gerade bei degenerativen Erkrankungen oder anderen schwersten Erkrankungen, die keine Aussicht auf Heilung bieten, in der Lage zu sein bzw. in die Lage zu kommen, sich auf ständige Veränderungen im Krankheitsgeschehen einzustellen. Die Erhaltung der Autonomie (> Philosophische Betrachtungen...) ist ein grundlegender Pfeiler in der Therapie und sollte beständig, auch in kleinen und kleinsten Schritten, anvisiert werden. Auch hier sind Angehörige und das enge Umfeld in ihrer Mitwirkung gefragt. Immer wieder wird es "Elemente des Gelingens" geben:


  • Eine positive Grundeinstellung hilft, gerade bei und trotz großer Schwierigkeiten und Herausforderungen. Auch eine gewisse Gelassenheit in der Erwartung auf emotional sehr belastende Zeiten kann dazu beitragen, sein Schicksal anzunehmen und zu tragen. 
  • In den schwierigsten Situationen ist es dennoch möglich, sich auch in kleinster Form einzubringen und damit das Erleben seiner Stärken in unterschiedlichsten Facetten zu spüren. 
  • Soziale Verbindungen zeigen sich gerade in den Momenten und Situationen im Leben, die uns alles abverlangen. Hier auf stabile, verlässliche Beziehungen zurückgreifen zu können, stärkt und gibt ein Gefühl der Sicherheit.
  • Wohlbefinden (> Wann palliativ?) als ein Ergebnis des Findens von Sinnhaftigkeit, der Frage nach dem eigenen Lebenssinn, der Suche danach, und einer Suche, die immer wieder neu erlebt und neu definiert wird.
  • Die kleinsten gesteckten Ziele, die verfolgt und erreicht werden, tragen zu Erfüllung und Wohlbefinden im Leben bei. Eigene Kompetenzen, die es zu erhalten gilt, wirken mit bei noch so kleinen Erlebnissen des Erfolgs und lassen Selbstwirksamkeit erspüren (> Ziele).  


Literatur: 

Katrin Eibl, Sprachtherapie in Neurologie, Geriatrie und Akutrehabilitation, München: Elsevier 2019.

Cordula Winterholler, Palliative Logopädie - Band 2, Ethik, Beratung, Selbstfürsorge, Wiesbaden: Springer 2020.

Cordula Winterholler, Palliative Logopädie - Band 3, Angehörigenarbeit, Wiesbaden: Springer 2020.

Martin Seligman, Wie wir aufblühen. Die fünf Säulen des persönlichen Wohlbefindens, Goldmann: München 2015.